Secondaries sind ein relativ neuer Teil im Private-Equity-Bereich, spielen aber bereits eine wichtige Rolle bei Investitionen in private Märkte. Die Möglichkeit, Investitionen zwischen Private-Equity-Anteilen zu handeln, schafft Liquidität in einem ansonsten eher illiquiden Markt und bietet Anlegern zum einen eine gute Diversifizierungsmöglichkeit oder aber die Option, ihr Geld bei Bedarf schneller zurückzubekommen.
Trotz seiner relativen Größe ist der Secondary-Markt noch ein recht junger Markt. Er entstand aus dem Dot-Com-Crash in den späten 90er Jahren, als viele besorgte Investoren auch nach einem frühen Ausstieg aus ihren Private-Equity-Investitionen suchten.
Was sind Secondaries
Einfach gesagt, sind Secondaries im privaten Markt Geschäfte, bei denen eine Private-Equity-Gesellschaft oder ein Alternative Assets-Fonds eine Investition von einer anderen Private-Equity-Firma oder alternativen Investor kauft.
Ähnlich wie im öffentlichen Kapitalmarkt wird das auch als „Sekundärmarkt“ bezeichnet, um es vom Primärmarkt zu unterscheiden, auf dem Private-Equity-Firmen Investitionen von den ursprünglichen Eigentümern eines Unternehmens kaufen. Im Sekundärmarkt erklärt sich der Käufer (oder Investor) bereit, die Beteiligung an der erworbenen Investition zu übernehmen, inklusive der ausstehenden Verpflichtungen, wie beispielsweise der Unternehmensfinanzierung.
Verkäufer am Sekundärmarkt veräußern ihre Anteile, um Kapital zu beschaffen, eine weitere Finanzierung der Investition zu vermeiden, aufsichtsrechtliche Vorgaben zu erfüllen oder ihr Portfolio neu zu gewichten, indem sie ihr Engagement in einer bestimmten Anlageklasse oder einem bestimmten Sektor verringern.
Was sind die Vorteile von Secondaries für Investoren?
Zugang zu Liquidität
Secondaries bieten Verkäufern einen wichtigen Zugang zu Liquidität. Primäre Private-Equity-Anlagen sind illiquide. Sie unterliegen langen Sperrfristen und lassen sich teilweise nur schwer schnell verkaufen. Auf dem Sekundärmarkt hingegen können Private-Equity-Investoren ihre Anteile verkaufen, um Barmittel freizusetzen, die dann anderweitig investiert oder für ihren unmittelbaren Bargeldbedarf verwendet werden können.
Risikominderung
Ein weiterer Vorteil von Secondaries ist die Risikominderung durch Portfoliodiversifizierung. Anleger können ihre Portfolios diversifizieren, indem sie in eine breite Palette von Vermögenswerten investieren, die sich in verschiedenen Phasen ihres Lebenszyklus sowie in verschiedenen Sektoren und Regionen befinden.
Secondaries vermindern auch das sogenannte ‚Blind-Pool-Risiko‘, das bei Investitionen in Private-Equity-Portfolios besteht, deren geplante Investitionen im Fondsprospekt noch für die Zukunft vorgesehen sind (daher ‚blind‘). Bei Secondaries können Anleger in bereits bekannte Unternehmen investieren, bei denen eine höhere Transparenz hinsichtlich ihrer Leistungsfähigkeit und Bewertung gegeben ist.
Höhere, schnellere Renditen
Anleger können Private-Equity-Sekundärmarktanteile häufig mit einem erheblichen Abschlag kaufen, was ihnen die Möglichkeit eröffnet, beim Verkauf höhere Renditen zu erzielen als sie für ihre Investition bezahlt haben. Das liegt zumeist daran, dass Verkäufer, die sich über den Sekundärmarkt vorzeitig aus Private-Equity-Fonds zurückziehen, ihre Vermögenswerte mit einem Abschlag verkaufen mussten, der unter dem Wert ihrer Beteiligung, dem sogenannten Nettoinventarwert (NAV), liegt.
Sekundärinvestoren können also ein Schnäppchen machen und haben die Möglichkeit, bei einem späteren Ausstieg von einer höheren Rendite zu profitieren, wenn die Nachfrage entsprechend hoch ist und den Verkaufspreis wieder nach oben treibt.
Compliance und regulatorische Vorteile
Secondaries sind unter bestimmten Umständen auch als Compliance-Instrument nützlich.
So müssen Banken, wenn sie in Private Equity investieren, einen bestimmten Betrag an Kapital vorhalten, um etwaige Verluste aus solchen Investitionen zu decken. Durch die Nutzung des Sekundärmarktes sind die Banken in der Lage, einen Teil ihrer Private-Equity-Positionen zu veräußern und auf diese Weise die erforderliche Höhe der Kapitaldeckung zu erreichen.
Wachstumsmarkt Sekundärmarkt
Der Secondaries-Markt erfreut sich einer hohen Nachfrage. Laut dem Alternative Assets-Datenanbieter Preqin erreichte das Fundraising für Private-Equity-Secondaries im vergangenen Jahr 2023 einen Rekordwert von 93,8 Mrd. US Dollar, was einem Anstieg von 159 % gegenüber 2022 entspricht.
In einer im April 2024 durchgeführten Umfrage unter LPs (Limited Partner oder Kommanditisten) führten Secondaries die Liste der attraktivsten Private-Equity-Strategien für die nächsten 12 Monate an, wie Preqin feststellte. 64 Prozent der LPs gaben, dass sie von Secondaries Investments überzeugt sind.
Marktbeobachter wie Preqin gehen davon aus, dass der Anteil von Secondaries-Strategien am Gesamtmarkt mit der zunehmenden Reife des Private-Equity-Marktes weiter steigen wird, da sie eine zunehmend wichtige Quelle für Liquidität, Portfoliodiversifizierung und frühzeitige Ausstiegsmöglichkeiten darstellen.
Auch für private Investoren bieten sich hier mehr Beteiligungsmöglichkeiten durch die wachsende Zahl an ELTIF, die auf Secondary-Strategien setzen.