Dennoch wird Private Equity oft immer noch falsch eingeordnet. Waren damals die Hedgefonds gemeint, wird es heute immer noch häufig vor allem mit Venture Capital verbunden. Dabei sind beide nur Teilbereiche von Private Equity bzw. des privaten Kapitalmarktes an sich.
„Eine Private Equity-Gesellschaft stellt außerbörslich Unternehmen mit Finanzierungsbedarf Eigenkapital oder eigenkapitalähnliche Finanzierungsmittel zur Verfügung“, heißt es auf der Website des Bundesfinanzministeriums.
Expertengremium entscheidet sorgfältig über Investition
Und das machen sie nicht einfach mal so: lange im Vorfeld beschäftigen sich Experten der PE-Gesellschaften oder Asset Manager intensiv mit dem Zielunternehmen. Über eine wochen- oder manchmal auch monatelange ausführliche Due Diligence sowie strategische Auseinandersetzung mit dem Unternehmen als auch mittels Markt- und Zukunftsanalysen werden die Chancen und Risiken eingeschätzt. Basierend darauf trifft ein mehrköpfiges und sehr erfahrenes Investment-Komitee die Entscheidung zur Investition.
Im Anschluss wird gemeinsam mit dem Unternehmen eine Wachstumsstrategie entwickelt und diese in den Folgejahren begleitend umgesetzt. Dabei werden die Asset Manager über ihre Beteiligung oft auch Teil des Managementteams und sind damit nicht nur Ratgeber von außen, sondern aktiv an der Umsetzung beteiligt. Durch die direkte Beteiligung tragen Asset Manager außerdem gemeinsam mit den Gründern und Vorständen das unternehmerische Risiko. Diese erhalten durch den Einstieg meist neue Ressourcen in Form von Geld, Expertise sowie die genannten Beratungsleistungen.
Darüber hinaus unterstützen Beteiligungsgesellschaften durch ihr in der Regel großes Netzwerk bei der Expansion und Internationalisierung des Geschäftes. Von einer erfolgreichen Skalierung des Geschäftsmodells profitiert meist auch das gesamte Umfeld des Unternehmens, inkl. seiner ursprünglichen Wirtschaftsregion. Während die Investoren von Private Equity-Fonds auch von kleineren Wertsteigerungen im Verlauf des Investments profitieren können, hat das Management der Beteiligungsgesellschaft meist ein profundes Eigeninteresse an einem substanziellen Wachstum, der ihre meist erfolgsabhängige Beteiligung signifikant wachsen lässt. So haben sie einen starken Anreiz für nachhaltiges Wachstum, was letztlich allen Beteiligten zugutekommt.
In Ruhe wachsen
Private Equity-Investitionen sind langfristig gedacht, Private Equity-Fonds in der Regel auf 10 bis 12 Jahre ausgelegt. Allgemein etwas früher, also nach 5 bis 7 Jahren, sollte ein Zielunternehmen das nötige Wachstum umgesetzt haben, um dann die Anteile zu einem höheren Preis wieder verkaufen zu können oder sogar das gesamte Unternehmen an die Börse zu bringen. Allgemein sorgt diese auf lange Sicht ausgelegte Strategie für ein besseres Chance-Risiko-Verhältnis mit geringeren Schwankungen der Investition. Dadurch können sie anders als die manchmal stark von der Quartalsberichterstattung getriebenen börsennotierten Unternehmen eine nachhaltige Wachstumsstrategie verfolgen.
Derzeit spielt sich noch immer über 90 Prozent des Kapitalmarktes der deutschen Wirtschaft abseits der Börse ab. So ist zum Beispiel die Anzahl der nicht-börsennotierten Unternehmen mit einem Umsatz von über 50 Millionen Euro und mehr als 250 Mitarbeitern etwa 35-mal höher als die der börsennotieren Unternehmen. Der berühmte „deutsche Mittelstand“.
Positive Effekte für private Investoren
Historische Daten zeigen, dass die Renditeerwartungen von Private Equity-Fonds höher sind als die eines globalen Aktienportfolios. In einem breit gestreuten Portfolio mit anderen Anlageklassen kann Private Equity die Renditechancen erhöhen und das Gesamtrisiko senken. Für private Investoren mit einem Fokus auf Diversifikation macht eine Beimischung von Private Equity durchaus Sinn.
Durch die geringe Korrelation von öffentlichem und privatem Kapitalmarkt kann man allgemein sagen, dass die Beimischung von Privatmarktfonds in Anlageportfolios privater Investoren bei geringerer Volatilität und besserer SharpeRatio die Rendite erhöht.
Hieß es früher oft „60/40“ für ein Portfolio, also 60 Prozent Aktien und 40 Anleihen, so geht die Tendenz heute deutlich in Richtung „50/30/20“ oder ähnlichen Modellen: 50 Prozent Aktien, 30 Prozent Anleihen und 20 Prozent privater Kapitalmarkt, z.B. in Form eines ELTIF, der verschiedene Private Markets-Assetklassen abdecken kann.
Wo Chancen sind, sind auch Risiken
Auch wenn Private Equity-Fonds oder auch der ELTIF viele Vorteile haben, sollte man sich jedoch über gewisse Risiken bewusst sein, bevor man investiert. Private Equity ist im Vergleich zu öffentlichen Märkten weniger volatil, jedoch können beispielsweise in einer Rezession Unternehmen im Private Equity-Besitz in Schwierigkeiten geraten. Allerdings haben sie den Vorteil, dass sie einen aktiven Eigentümer haben, der zudem bei Bedarf sogar noch zusätzliches Kapital bereitstellen kann.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Liquidität. Private Equity-Investments sind nicht so liquide wie Investments in börsennotierte Unternehmen. Und dafür gibt es einen Grund: Die Umsetzung einer Wertschöpfungsstrategie und das Wachstum eines Unternehmens brauchen Zeit. Und diese Zeit muss man den Beteiligungsgesellschaften bzw. Asset Managern auch geben, um die erwünschte Rendite erwirtschaften zu können.