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Private Investoren, Privater Kapitalmarkt

Infrastruktur Teil 2 – Privatmarkt schlägt öffentlichen Markt

Infrastrukturinvestitionen als notwendiger Trend.

Infrastruktur: Privatmarkt schlägt öffentlichen Markt

„Infrastruktur ist überall“, so hätten wir auch den ersten Teil unserer Private Markets-Reihe zur „Infrastruktur“ übertiteln können. Nach der Übersicht, was diese Assetklasse alles beinhaltet und was Infrastrukturinvestitionen auszeichnet, beleuchten wir heute anhand verschiedener Studien Zahlen dazu, die die Notwendigkeit und das Potenzial privater Investitionen in diesen Markt verdeutlichen sollen.

Dabei ist eine vor allem für Finanzanlagevermittler wie Banken, Family Offices, Vermögensberater und auch IFAs zu beachtende Notiz, dass es meist eine Renditedifferenz zwischen öffentlichen und privaten Märkten gibt, wobei börsennotierte Werte in der Regel mit einem Abschlag gehandelt werden. Laut dem Infrastruktur-Report 2024 von BCG betrug die durchschnittliche jährliche Rendite für private Eigenkapital-Infrastrukturinvestitionen 6,8 %, während sie bei börsennotierten Unternehmen lediglich 4,3 % betrug.

Die steigende Bedeutung von privatem Kapital bringt auch eine immer größere Anzahl an Finanzprodukten und investierten Assets. Mit der größeren Auswahl einhergehend verkompliziert sich die Investitionsentscheidung. Die Experten von KKR bezeichnen Infrastruktur als „Bausteine der Gesellschaft“ und heben fünf zu beachtende Merkmale für Infrastruktur-Investitionen hervor:

  • Mit Sachwerten unterlegte, notwendige Services
  • Sichtbarkeit der langfristigen Cashflows Deal-Suche und erste Investitionen
  • Vertraglich festgelegte, regulierte Sach- und Vermögenswerte
  • Gut etablierte Marktposition
  • Potenzial für Inflationsschutz und Stabilität über Konjunkturzyklen hinweg

 

Infrastrukturinvestitionen als notwendiger Trend

Schätzungen zufolge werden in den nächsten 25 Jahren global bis zu 50 Billionen Euro benötigt, um den Klimawandel zu bremsen und nach Angaben des Weltwirtschaftsforums wird die globale Finanzierungslücke bei Infrastruktur bis 2040 dabei knapp 15 Billionen Euro betragen. Auch wenn der Vergleich hinkt, so veranschaulicht er doch die enorme Größe dieser Zahl: die gesamten geplanten Ausgaben des deutschen Bundeshaushalts für 2024 betragen umgerechnet nicht mal 500 Milliarden Euro. Entsprechend werden private Infrastrukturinvestoren eine entscheidende Rolle beim Schließen dieser Lücke spielen müssen.

Während das verwaltete private Infrastrukturvermögen bereits von 2018 bis 2023 mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 18 % sogar schneller als Private Equity wuchs, werden sich die bislang hohen Eintrittsbarrieren mit dem Eintritt von Infrastruktur-ELTIFs nach der Reform Anfang 2024 deutlich reduzieren und somit mehr Anlegern Zugang zu dieser attraktiven Assetklasse ermöglichen.

 

Dekarbonisierung und Energiesicherheit entscheidende Faktoren

Aus Sicht führender internationaler Asset Manager wie Schroders und BlackRock werden künftig vor allem die Segmente Energie und Digitalisierung hervorstechen. Investitionen in diese Bereiche können aufgrund ihrer starken Korrelation mit der Inflation und ihrer verlässlichen Einkommensströme zur Portfolio-Diversifizierung beitragen.

Bei Schroders ist man der Ansicht, dass die weltweite Entwicklung hin zur Dekarbonisierung gepaart mit der Sorge um Energiesicherheit weiterhin die Entwicklung erneuerbarer Energien fördern. In vielen Regionen weltweit sind erneuerbare Energien mittlerweile die kostengünstigste Option für neue Elektrizitätskapazitäten.

Dem englischen Asset Manager zufolge beträgt das Volumen der erneuerbaren Energien in Europa derzeit 600 Milliarden Euro, was 45 % der Infrastrukturtransaktionen ausmacht. Prognosen zufolge werden die Investitionen bis Anfang der 2030er Jahre auf 1,3 Billionen Euro steigen. Damit werden erneuerbare Energien und die Infrastruktur der Energiewende einen Großteil der investierbaren Vermögenswerte in diesem Sektor ausmachen. BlackRock sieht weltweit sogar einen Anstieg der Investitionen in Energie von derzeit ca. 2 Billionen Euro auf 3,2 Billionen Euro zum Ende des Jahrzehnts und 4,1 Billionen Euro in den 2040ern.

 

Künstliche Intelligenz als Treiber von Erneuerbarer Energie und Digitalisierung

Fortschritte in der Künstlichen Intelligenz steigern die Nachfrage nach erneuerbaren Energien: Beispielhaft verbraucht eine durchschnittliche Internetsuche mit generativer KI fast 10-mal so viel Energie wie eine herkömmliche Websuche. Es wird erwartet, dass der Stromverbrauch allein in Irland in den nächsten zehn Jahren um 32 % steigen wird, bedingt durch den Ausbau der Kapazitäten für Rechenzentren. Ähnlich hoch wird die Energienachfrage in Deutschland sein, wo man erkannt hat, dass moderne Rechenzentren neben Glasfaser- und Mobilfunkversorgung unverzichtbar für die digitale Transformation sind.

In dem Zusammenhang sagt die Internationale Energieagentur (IEA) voraus, dass der globale Energiebedarf von Rechenzentren, KI und anderen Technologien bis 2026 auf 800 Terawattstunden (TWh) ansteigen könnte, gegenüber 460 TWh im Jahr 2022. Am oberen Ende der Skala prognostiziert die IEA eine Nachfrage von knapp über 1.000 TWh bis 2026 – das entspricht ungefähr dem heutigen Stromverbrauch Japans.

Allgemein wird erwartet, dass sowohl Anbieter erneuerbarer Energien als auch von Rechenzentren in Europa von dieser Dynamik profitieren und den Ausbau der Kapazitäten vornehmlich über den privaten Kapitalmarkt finanzieren werden.

 

Follow the money

Private Investitionen in die Infrastruktur erstrecken sich über den gesamten Globus und decken ein breites Spektrum an Infrastrukturarten ab. Die meisten privaten Infrastrukturinvestitionen im Jahr 2023 wurden in Europa und Nordamerika getätigt, und fast 75 % der weltweiten Infrastrukturportfoliounternehmen waren dort ansässig. Dieser kurze Überblick und kleine Auszug an Zahlen und Daten belegt die Notwendigkeit für Investitionen – und diese Notwendigkeit wiederum lässt eine positive Rendite erwarten.

Spätestens mit dem ELTIF 2.0 können Finanzanlagevermittler aus verschiedenen Investitionsanbietern und -zielen wählen: internationale Asset Manager mit Beteiligungen an zumeist globalen Infrastrukturprojekten oder aber eher lokale Anbieter, die sich auf regionale bzw. nationale Projekte fokussieren – je nach den Rendite- und Anlagezielen ihrer Klienten.