ELTIFs: 1 Billion Euro Potenzial
Vom Verband der europäischen Asset Manager und Fondsgesellschaften wird die Neuregulierung ausdrücklich als „Zugang zum nahezu unerschlossenen Privatkundenmarkt“ begrüßt, wie Antoine de la Guéronniere, stellvertretender Vorstand EFAMA – European Fund and Asset Management Association, erläutert.
Mit der ELTIF-Einführung im Jahr 2015 wollte die EU einerseits mehr Teilhabe ermöglichen, andererseits aber auch die für den dringend anstehenden Strukturwandel in Europa nötigen Investitionen finanzieren. Wie der Name sagt, sollen sie langfristiges Wachstum und Innovationen fördern, vor allem in den Bereichen Nachhaltigkeit, Infrastruktur und Digitalisierung – dem europäischen Green Deal. Durch zu hohe finanzielle Einstiegshürden, breite Investitionsbeschränkungen für die Fonds sowie komplizierte Beratungsvorgaben hat das gut gemeinte Vehikel bislang aber eher ein Schattendasein gepflegt.
Neuer Schwung durch ELTIF-Reform
Mit der Mitte Februar verabschiedeten ELTIF-Reform führt das Europäische Parlament jetzt die notwendigen Änderungen ein. Unter Marktteilnehmern herrscht breite Einigkeit, dass damit so richtig Schwung reinkommen sollte: Bereits während der Beratungen zur Reform hat der Strategieberater Indefi ein durch ELTIFs angeschobenes Wachstum bei den Alternative Assets in Europa von 360 Milliarden Euro (2020) auf 680 Milliarden Euro (2025) erkannt. 2021 waren nach Angaben des EU-Parlaments nur etwa 2,4 Milliarden Euro über das Finanzinstrument ELTIF investiert. Mit den jetzt vereinfachten Zugängen zum privaten Kapitalmarkt wird die Tür für deutlich mehr Investitionen geöffnet.
Durch den größeren gestalterischen Spielraum für Emittenten ist bereits jetzt eine spürbare Dynamik bei der Zulassung neuer ELTIFs zu beobachten: Internationale Schwergewichte wie BlackRock und Schroders Capital haben bereits neue, auf individuelle Investoren ausgerichtete Produkte auf den Markt gebracht oder sie angekündigt – und mit der genossenschaftlichen Union Investment, Deutschlands größter Fondsgesellschaft nach verwaltetem Vermögen, öffnet sich mit der Reform jetzt auch der öffentliche Bankensektor dem ELTIF-Markt. Die Angebote werden also breiter und damit auch die angesprochenen Anlegergruppen.
Mehr Anbieter, mehr Produkte, mehr Anleger
Bisher waren ELTIFs nur institutionellen und besonders vermögenden Privatanlegern zugänglich. Mit der Reform fallen einige Hürden für individuelle Investoren wie die 10.000 Euro-Mindestanlage bei 100.000 Euro freiem Vermögen der Anleger weg. War bislang die Vermittlung der Produkte durch die komplexen Beratungshürden sowie den manuellen Aufwand bei der Bearbeitung der Unterlagen eingebremst, wird dies nun durch die auf eine MiFID II-konforme reduzierte Beratung und neue, digitalisierte Möglichkeiten in Vertrieb und Abwicklung deutlich erleichtert.
Somit ergeben sich aus dieser Reform Vorteile für alle: Anlegern, Emittenten und Beratern wird ein neuer Markt mit enormem Potenzial eröffnet!