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Private Equity, Privater Kapitalmarkt

Private Equity entmystifiziert, Teil 2

Wie sind Private Equity-Fonds eigentlich strukturiert? Obwohl die Geschichte moderner Private Equity-Investitionen bis ins frühe 20. Jahrhundert zurückreicht, erlangten sie erst in den 1980er Jahren wirklich an Bedeutung.

Obwohl die Geschichte moderner Private Equity-Investitionen bis ins frühe 20. Jahrhundert zurückreicht, erlangten sie erst in den 1980er Jahren wirklich an Bedeutung. In dieser Zeit erhielten Technologieunternehmen in den USA einen dringend benötigten Schub durch Wagniskapital.

Einige der heutzutage führenden Unternehmen – Apple und Google zum Beispiel – konnten sich zu Beginn mithilfe von Private Equity (PE) finanzieren. Dadurch hatten sie mehr Zeit für eine solide Entwicklung und mussten nicht am schnelllebigen öffentlichen Kapitalmarkt Kapital suchen.

PE-Fonds haben historisch höhere Renditen als vergleichbare Fonds im öffentlichen Kapitalmarkt erwirtschaftet, waren aber nur institutionellen oder semi-professionellen Anlegern zugänglich. Das lag neben regulatorischen Hürden nicht zuletzt an der Mindestinvestition von 200.000 Euro. Diese Hürden fallen nun mit dem ELTIF 2.0, der privaten Investoren den Zugang zum privaten Kapitalmarkt ermöglicht.

Die Strukturen von PE-Fonds unterscheiden sich in einigen Punkten von denen ihrer Pendants im öffentlichen Kapitalmarkt, ähneln sich aber innerhalb der Branche wiederum stark. Wir versuchen hier, einen ersten tieferen Einblick zu geben.

 

Grundlagen eines Private Equity-Fonds

Private Equity-Fonds sind klassischerweise geschlossene Fonds. Über diese Fonds können Investoren in private Unternehmen investieren und Eigenkapitalanteile mittels verschiedener Finanzierungsformen (Direktinvestments, Darlehen, Schulderwerb, etc.) erwerben.

Manchmal erwerben PE-Fonds aber auch Anteile an börsennotierten Unternehmen, um diese wieder von der Börse zu nehmen und das Unternehmen neu zu strukturieren. Nach ein paar Jahren veräußert der Fonds seine Beteiligungen wieder, z.B. über einen Börsengang oder er verkauft seine Anteile an andere Beteiligungsfirmen.

Während die Anlageziele je nach PE-Fonds variieren, ist ihre Struktur meist sehr ähnlich. Geregelt wird diese im sogenannten „Limited Partnership Agreement“ (LPA), also dem unterliegenden Fonds-Vertragswerk zwischen dem Emittenten des Fonds (meist Asset Manager) und den Investoren.

 

Partner und Verantwortlichkeiten

Grundsätzlich haben Private Equity-Fonds zwei beteiligte Parteien mit unterschiedlichen Funktionen:

  • Fonds-Emittenten sowie die in manchen Fällen unterstützenden Asset Manager eines PE-Fonds sind die General Partner (GP). GP verwalten den PE-Fonds und treffen die Investitionsentscheidungen über das investierte Portfolio. Darüber hinaus sind GP auch verantwortlich für die Abrufung der Kapitalzusagen von Investoren.
  • Diese Investoren wiederum sind die Limited Partner (LP) eines PE-Fonds. LP sind typischerweise institutionelle Anleger wie Versicherungsunternehmen, Pensionsfonds großer Industrie- und Wirtschaftsunternehmen sowie andere Asset Manager als auch semi-professionelle Investoren wie Family Offices und hochvermögende Privatpersonen. Künftig wird erwartet, dass auch mehr und mehr private Investoren durch Vermittlung von Vermögensberatern, Banken und Family Offices einen wichtigen Anteil übernehmen.

Ein wichtiger Unterschied zwischen GP und LP liegt im Risiko: LP haften bis zur vollen Höhe ihres in den Fonds investierten Kapitals. GP hingegen haften vollständig gegenüber dem Markt, was bedeutet, dass sie für alle Schulden oder Verpflichtungen des Fonds verantwortlich sind, sollte dieser alles verlieren und sein Konto negativ werden.

 

Limited Partnership Agreement – der Vertrag zwischen Emittenten und Investoren

Bevor ein Fonds, also die GP, Geld einsammelt, stimmen die Investoren, die LP, den Investitionsbedingungen zu, die im Limited Partnership Agreement (LPA) festgelegt sind.

Im LPA steht auch die Dauer, für die der Fonds aufgelegt und das von den LP investierte Geld entsprechend gebunden ist. PE-Fonds haben meist eine feste Laufzeit von acht bis zehn Jahren, die aus fünf verschiedenen Phasen besteht:

  • Organisation und Gründung
  • Kapitalbeschaffungsphase, die typischerweise etwa zwölf Monate dauert
  • Deal-Suche und erste Investitionen
  • Portfoliomanagement für in der Regel ca. fünf Jahre, mit einer möglichen Verlängerung um ein bis zwei Jahre
  • Ausstieg aus bestehenden Investitionen durch Börsengänge oder Anteilsverkäufe

Gebühren setzen sich aus Verwaltung und Leistung zusammen

Vielleicht die wichtigsten Komponenten eines jeden Fonds-LPA sind die erwartete Rendite und die Kosten, die sich aus Verwaltungs- und Leistungsgebühren zusammensetzen. Letztere sind an die Rendite gekoppelt.

  • Die Verwaltungsgebühren betragen in der Regel jährlich ca. 2% des investierten Kapitals. Wenn also ein Private Equity-Unternehmen einen Fonds von 500 Millionen Euro aufgesetzt hat, würde es jährlich 10 Millionen Euro zur Deckung der Ausgaben erhalten. Über die Dauer eines zehnjährigen Fondszyklus sammelt das PE-Unternehmen so 100 Millionen Euro an Gebühren.
  • Darüber hinaus gibt es noch die Leistungsgebühr, die sogenannte „Carry“, die traditionell bis zu 20% der über eine vorher bestimmte Rendite anfallenden Gewinne des Fonds beträgt. Da es sich hier um sogenannte „Übergewinne“ handelt profitieren beide Seiten davon.

Auch der Investitionsrahmen ist im LPA geregelt

Im LPA wird auch die Zielrichtung des Fonds hinsichtlich der möglichen Investitionen geregelt. Dieser Investitionsrahmen beinhaltet meist den Industriezweig, die Unternehmensgröße, Diversifikationsanforderungen sowie auch den Standort potenzieller Akquisitionsziele. Darüber hinaus dürfen GP nur einen bestimmten Betrag des Fonds in jedes von ihnen finanzierte Unternehmen investieren, also nicht alles auf eine Karte setzen.

Grundsätzlich bestimmt aber der Emittent des Fonds mit seinen Fondsmanagern die Zielinvestitionen, die sie nach sorgfältig durchgeführten Investitionsprozessen (inkl. Due Diligence, Investitionsausschuss, intensiver Konkurrenz- und Marktbeobachtung) durchführen.

 

Drum prüfe, wer sich ewig bindet

Private Equity-Unternehmen und -Fonds bieten einzigartige Anlagemöglichkeiten. Aber auch hier gilt, dass Anlageberater und auch Ihre Kunden und vor einer Investition die Struktur dieser PE-Fonds verstehen und sich der Ziele des Fonds, inklusive der Investitionsdauer, aller Verwaltungs- und Leistungsgebühren sowie der damit verbundenen Haftung (Risiko), bewusst sein sollten. Dann steht einer gut informierten Portfoliobeimischung mit Privatmarktfonds nichts mehr entgegen.