Herr Jessen, wie sieht das Geschäftsmodell der reconcept GmbH aus?
Unser Unternehmen basiert auf zwei Säulen: Als Anbieter und Asset-Manager nachhaltiger Geldanlagen verbinden wir Investoren mit Erneuerbaren-Energien-Anlagen. Gleichzeitig realisiert reconcept als Projektentwickler Wind-, Solar-, Wasser- und neuerdings auch Gezeitenkraftwerke im In- und Ausland.
reconcept ist seit mehr als 20 Jahren am Markt aktiv. Welche Erfolge konnten Sie erzielen?
Als Projektfinanzier und -entwickler haben wir gemeinsam mit unseren rund 14.000 Investoren bis heute rund 380 Megawatt erneuerbare Energien ans Netz gebracht – mit einem Investmentvolumen von rund 580 Millionen Euro. Unser aktueller Performance-Bericht dokumentiert den wirtschaftlichen und ökologischen Erfolg unserer grünen Kapitalanlagen: Unsere Anleger konnten sich bisher über eine jährliche Rendite von durchschnittlich 4,94 % vor Steuern freuen. Außerdem ersparen unsere gehaltenen Windenergieanlagen der Umwelt Tausende Tonnen von Treibhausgasemissionen. Das waren allein im Jahr 2021 rund 35.000 Tonnen CO2.
In was für einem Marktumfeld bewegt sich reconcept?
Als Projektentwickler sind wir im globalen Markt der erneuerbaren Energien aktiv. Unser Schwerpunkt liegt aktuell auf Windkraft in Deutschland und Finnland sowie der Gezeitenkraft in Kanada. Als Asset Manager bewegt sich reconcept am deutschen Finanzmarkt bzw. am Markt der grünen Geldanlagen. Diese Märkte haben eines gemeinsam: Sie wachsen seit Jahren kontinuierlich. Der Trend zu mehr erneuerbaren Energien ist weltweit unaufhaltsam.
Warum der Fokus auf ökologische und nachhaltige Kapitalanlagen?
reconcept hat früh die Bedeutung der erneuerbaren Energien und deren Chancen aus Investorensicht erkannt. In unserem Gründungsjahr hatte die Stromversorgung aus Sonne und Wind mit einem Anteil von nicht einmal 4 % in Deutschland noch eine Nischenfunktion. Heute sind Photovoltaik, Windkraft und andere erneuerbare Energien bundesweit die wichtigste Energiequelle zur Stromversorgung mit einem Anteil von über 45 Prozent. Unter dem Druck der Klimarisiken wird derzeit weltweit nach Lösungen für eine Green Economy gesucht. Regierungen geben entsprechend Investitionsanreize – auch für regenerative Energien. Das wirkt sich auch auf die Finanzwelt aus: Eine Studie des Finanzinformationsdienstes Bloomberg hat herausgefunden, dass 2021 weltweit 366 Milliarden US-Dollar in die Energiewende investiert und somit zum achten Mal in Folge die 300-Milliarden-Dollar-Marke überschritten wurde. Damit wird in den Neubau von Solar-, Wind- und Wasserkraftwerken inzwischen mehr als doppelt so viel wie in fossile und nukleare Kraftwerke investiert. Dies alles birgt enorme Chancen für mehr Klimaschutz und für Investoren.
Wie bewerten Sie die Entwicklung ökologischer und nachhaltiger Kapitalanlagen in den vergangenen 10 Jahren?
Der Markt der grünen Geldanlage hat sich aus der Nische zum Megatrend entwickelt.Nachhaltige Finanzprodukte gewinnen von Jahr zu Jahr mehr an Bedeutung, wobei grüne Anleihen bzw. Green Bonds zur Finanzierung umweltfreundlicher Projekte eine zentrale Rolle spielen. Immer mehr Investoren richten ihre Portfolios verstärkt auf Zukunftsenergien aus und verabschieden sich von konventionellen, klimaschädigenden Branchen.
Warum diese Trendwende?
Das liegt vor allem an zwei Gründen: Erstens, um bessere Ergebnisse im Niedrigzinsumfeld zu erzielen. Zweitens, um sich vor „Stranded Assets“ (ökonomisch gescheitertem Kapital) zu schützen. Unternehmen, deren Geschäftsmodell auf der Ausbeutung fossiler Reserven basiert, werden voraussichtlich massiv an Wert verlieren. In Zukunft werden für grüne Investments im Vergleich zu anderen Investitionen höhere Renditen erwartet.
In welche Richtung geht diese Entwicklung in der Zukunft weiter?
Von Jahr zu Jahr wird mehr Strom aus regenerativen Quellen gewonnen – denn das ist politisch gewollt und wird mit Einspeisetarifen gefördert. Die Wettbewerbsfähigkeit erneuerbarer Energien mit fossilen Kraftwerken ist dank zunehmend geringeren Stromgestehungskosten gegeben. Am Finanzmarkt baut sich die grüne Welle gerade erst auf. Seit August 2022 müssen Anlageberater ihre Kunden zu deren Nachhaltigkeitspräferenzen befragen und passende Produkte anbieten. Auch Vermittler mit Gewerbeordnungslizenz nach Paragraf 34f müssen ihre Kunden voraussichtlich ab Frühjahr 2023 nach deren Nachhaltigkeitsvorlieben fragen. Im kommenden Jahr wird sich der ESG-Trend somit nahezu automatisch beschleunigen. In der Geldanlage wird Nachhaltigkeit immer bedeutender und zum neuen Maßstab für Investoren. Ich bin überzeugt, nur was nachhaltig ist, wird morgen noch Bestand haben.
Ein digitales Zeichnungsangebot ist somit die Antwort der Stunde. Denn Nachhaltigkeit und Digitalisierung sind die Megatrends auch in der Geldanlage. Immer mehr Anleger wollen selbstständig, komfortabel und möglichst papierlos Ihre Geldgeschäfte erledigen.
Welche Vorteile bieten grüne Geldanlagen den Investoren, aber auch reconcept als Emissionshaus?
Wir bieten ausschließlich nachhaltige Geldanlagen an, mit nachweislich klimapositiver Wirkung, also die sogenannten Artikel-9-Anlagen. Das kommt bei unseren Kunden und im Vertrieb sehr gut an. Immer mehr Investoren richten ihre Portfolios verstärkt auf Zukunftsenergien aus und verabschieden sich von konventionellen, klimaschädigenden Branchen. So lässt sich ein Portfolio sinnvoll erweitern und vor allem ausbalancieren, um auch in unsicheren Zeiten einer Underperformance entgegenzusteuern.
Warum setzt reconcept nun auf die digitale Vermittlung?
Wir wollen für unsere Investoren relevant bleiben und natürlich auch neue Interessenten und Kunden gewinnen. Ein digitales Zeichnungsangebot ist somit die Antwort der Stunde. Denn Nachhaltigkeit und Digitalisierung sind die Megatrends auch in der Geldanlage. Immer mehr Anleger wollen selbständig, komfortabel und möglichst papierlos Ihre Geldgeschäfte erledigen.
Welche Vorteile haben Finanzanlagenvermittler von einem digitalen Vertriebskanal?
Die Vorteile für Vermittler und Berater sind zahlreich. Kunden können sich von Zuhause, im Auto oder wo auch immer theoretisch rund um die Uhr informieren und völlig papierlos zeichnen. Das vereinfacht für Vermittler und Berater die Kundenverwaltung, erhöht die Chance auf Neukunden und es bleibt Zeit für die eigentliche Arbeit: Die persönliche Beratung bzw. Vermittlung. Letztendlich führt es zu höheren Abschlussraten und dies zu 100 % rechtssicher und FinVermV-konform.
Vielen Dank für das Gespräch, Herr Jessen!